Purim- "Wenn Du zu diesem Zeitpunkt schweigst" oder "Warum wir nicht schweigen sollten"

Seit ich klein bin begeistert mich die Geschichte von Königin Esther aus dem alten Testament. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit wurden mir mit den Jahren ein wenig zum Vorbild, genau wie die Geschichte von Ruth und Noemie. Starke Frauen in schweren Zeiten.

Die nächsten Tage wird im Jüdischen Purim gefeiert und dieses Jahr wollten wir mit den Kindern dieses Fest mitfeiern. Wir kauften Dekoration, die übrigens in Deutschland schwer zu bekommen ist und Kostüme für die Kinder. Aber wie es im Winter so ist, wurden erst ein Teil meiner Kinder und dann auch die Gäste krank. Das Planen stockte und irgendwann fragte ich mich, ob es wirklich so wichtig ist, dieses Jahr zu feiern?

Vielleicht liegt es dieses Jahr nochmal näher, aus der Geschichte hinter Purim bewusst zu lernen.

Doch was ist eigentlich die Bedeutung von Purim?

Bevor dieses Fest gefeiert wurde, gab es erst einen großen Kampf.

Den Kampf um ein Volk, das Volk der Juden, welches durch eine Entscheidung des Amalekiters Haman, der Minister am persischen Hof war, vernichtet werden sollte.

Er war wütend darauf, das Mordechai, ein Jude, sich weigerte, vor ihm in die Knie zu gehen und die Geschichte der Vergangenheit, Feindschaft zwischen beiden Völkern befeuerte dies.

Zuvor wurde Hadassah, die Nichte von Mordechai Königin, nachdem Ahasveros seine erste Frau wegen Ungehorsams verstoßen hatte. Da Hadassah wie ihr Onkel Jüdin war und dies niemand wissen durfte, nannte sie sich am persischen Hof  Esther. Sie bekam durch Mordechai mit, was sich vor den Palastmauern abspielte und im Laufe der Geschichte teilte ihr Mordechai mit, dass wenn sie schweigt, die Hilfe für die Juden von anderer Seite kommen wird, sie und ihr Haus aber untergehen werden. Dass sie nicht glauben darf, verschont zu bleiben.

Esther nahm sich dies zu Herzen, fastete, trat unter Lebensgefahr vor den König und offenbarte das Vorhabens Hamans. Da königliche Diskrete nicht widerrufen werden konnten, Haman seinen Status aber missbraucht hatte indem er den Erlass zur Ausrottung des jüdischen Volkes mit einem königlichen Siegel versah, gab es einen neuen Erlass. Das jüdische Volk durfte sich wehren, und in Folge dessen gewannen sie den Kampf. Statt ausgerottet zu werden, wurden sie gerettet. Haman, wurde statt Mordechai hingerichtet und ab diesem Tag wurde Purim, was Los bedeute,  gefeiert. Los, da der Tag, an dem die Juden getötet werden sollten, ausgelost  und nun aber zu einem Freudenfest wurde.

Soviel zur Geschichte hinter dem Fest.

Schweigen - Was bedeutet es für die Menschen die es betrifft wenn wir schweigen?

Als ich mich also mit der Bedeutung des Festes neu auseinander gesetzt habe, passierte einiges im Hintergrund und ich stellte mir die Frage :

Was bedeutet es heute, für die Menschen, die ausgegrenzt und gehasst werden, wenn wir schweigen?

 

Sei es auch heute das jüdische Volk oder andere Menschen wie jene aus Kriegsgebieten oder anderen Bereichen.

Einen Satz aus dem Buch von Jobst Bittner " Erhebe Deine Stimme und werde Licht", passte dazu.

 

Wer seine Stimme erhebt, erlebt Gegenwind. Aber wer entmutigt schweigt, wird zum Mitläufer dieser Zeit.

 

Dem stimme ich zu, aber umso mehr beschäftigt mich folgendes :

 

Wenn es für jeden, der freiwillig seine Stimme erhebt, schon Gegenwind gibt, wie schwer ist es erst für die Menschen, die es Tag für Tag persönlich betrifft?

Deren Leben es ist, deren Alltag? Die nicht die Wahl haben sich freiwillig zu positionieren, sondern jeden Tag damit aufwachen und sich dem Ausgegrenztsein, dem Hass und dem Gegenwind stellen müssen ob sie wollen oder nicht?

Die gehasst werden ohne etwas dafür zu können, nur weil sie sind wie sie sind?

Die deswegen müde wurden und keine Kraft mehr haben, Angst haben vor den erneuten Angriffen und sich deshalb zurückziehen?

Die auch einfach im Miteinander leben möchten und das selbstverständliche Recht haben, angenommen zu sein?

Wie enttäuschend muss es sein, wenn das Versprechen "Niemals schweigen - Niemals wieder"  wieder vergessen ist.

Wenn sich viele doch wieder abwenden und doch wieder schweigen, sei es, weil der Alltag sie einholt, es unbequem wird oder andere Themen dominieren, besser passen - was auch immer.

 

Ohnmacht - Wahrscheinlich stellt sich eine gefühlte Ohnmacht ein oder gar eine berechtigte Wut, die übrigens auch wieder ein Angriffspunkt sein wird.

Nun kommt neben des Ausgegrenzseins auch noch der Vorwurf dazu, desswegen nicht friedfertig zu sein.

Das ist ernüchternd und löst gewiss an manchen Tagen Hoffnunglosigkeit aus.

Hoffnungslosigkeit, für die wir, die schweigen und wegsehen die Verantwortung tragen, denn diejenigen die etwas ändern können, sind wir!

Genau wir, so einfach ist es. Wir sind es, die unsere Einstellung ändern müssen, ein Miteinander schaffen und andere im Umfeld damit anstecken, es uns gleichzutun und somit den Hass und das Ausgrenzen überwinden. Doch wer sind wir?

Sie, Du und ich, jeder der dies liest.

 

Also betrachte ich die Geschichte von Esther und frage mich, wie kann ich persönlich etwas verändern?

 

Indem wir dasselbe tun wie damals schon Königin Esther, mutig sagen, was wir denken, aber mehr noch, nicht nur Worte sprechen, sondern daraus Taten folgen lassen und Veränderung schaffen.

Das ist erstmal nicht leicht, aber es fängt im Kleinen an.

Bewusst auf andere zugehen. Sich kennen lernen und im Miteinander gemeinsam den Alltag leben und erleben. Den eigenen Standpunkt überprüfen, den der anderen betrachten und sich ergänzen. Aufeinander zugehen.

Auf das Schöne beim Gegenüber zu blicken und dankbar zu sein für das, was wir voneinander lernen dürfen, ja dadurch sogar beschenkt werden.

 

Das geschieht nicht plötzlich, aber es ist ein Weg, der sich lohnt. Ein Weg, der Freude bereitet und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, der das Leben soviel reicher macht. Ein Weg, der sogar an manchen Tagen so beflügelt, dass der Gegenwind  ein Auftrieb sein kann, miteinander weiterzukommen. Ein Auftrieb Dinge zu verändern, die dazu beitragen dem Hass ein Ende zu setzen und stattdessen ein liebevolles Miteinander und auch Freundschaft wachsen zu lassen.

 

Im Buch Esther kommt übrigens nicht ein einziges Mal das Wort Gott vor und doch spricht die Ganze Geschichte von seiner Liebe, die alles bestimmt und diese Liebe soll auch unser Handeln bestimmen.

 

Ein gesegnetes und fröhliches Purimfest für jeden

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Iris Stossberg (Sonntag, 05 März 2023 20:40)

    Dankeschön für den interessanten Beitrag um die Herkunft des Purim Festes und den Bezug auf unsere aktuelle Welt. Und ich glaube, dass die eigene Verantwortung ja auch sein kann, mal andere Menschen kennen zu lernen, auch wenn sie ganz anders sind wie wir selbst. Offenheit zeigen, Wertschätzung auch wenn der andere nicht alles teilt, was ich selbst gut finde zum Beispiel.

  • #2

    Daniela (Dienstag, 07 März 2023 16:51)

    Liebe Iris, danke Dir für das Lesen und Kommentieren�
    Genau das meine und erlebe ich. Die Wertschätzung ist wichtig, dass sich Kennenlernen. Es ist so kostbar und erfüllend. Das konnte ich mir in diesem Maße vorher auch nicht vorstellen und ich mag es nicht mehr missen. Ganz ehrlich, in Israel und u.a.im Kontakt mit jüdischen Freunden, Bekannten konte ich bspw. ein wenig mehr verstehen lernen, was wirkliche Lebensfreude bedeutet und im Kontakt mit Ukrainern, Mut fassen in der Dunkelheit und in den Beziehungen mit beiden, Vergebung leben. Ja wirklich mich fasziniert die gelebte Vergebung. Jom Kippur, die Versöhnungstage, haben mich letztes Jahr sehr geprägt, mehr noch als Ostern. Wir können so viel voneinander lernen.

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Kommentare: 2
  • #2

    Pfalz Perle (Freitag, 08 Oktober 2021 11:54)

    Liebe Daniela,
    wie wunderschön dein Blog jetzt in neuem Design erstrahlt! Ich freue mich, dass du so umfangreich und auch mit so tollen, liebevoll ausgewählten Bildern über den Grandmillennial Stil schreibst. Ich lasse dir die besten Wünsche hier und eine herzliche Umärmelung. S.

  • #1

    Damaris (Montag, 21 Dezember 2020 22:09)

    Liebe Daniela,

    vor kurzem bin ich auf deinen Blog gestoßen. Einmal, weil auch ich diesen Lebensstil ganz irdisch pflege und Frankreich sehr liebe, aber vor allem hat es mich zutiefst gefreut, in dir eine Schwester im Glauben an unseren Herrn und Heiland Jesus Christus gefunden zu haben. Seitdem schaue ich noch lieber vorbei.
    Ich möchte dich hiermit ermutigen, weiter so zu schreiben wie du es tust! Es war vielleicht nie nötiger als aktuell! Möge ER dich und vor allem das Geschriebene segnen!
    ER kommt bald!!
    Liebe Grüße aus dem Ruhrgebiet